Ein Alpinmedizin Kurs ist die perfekte Fortbildung für alle bergsportbegeisterten Ärzte. Dort lernt man die medizinischen Grundlagen der Höhen- und Bergmedizin. Das Beste daran ist – es bleibt dabei nicht nur bei den theoretischen Informationen. Denn es wird mit den Bergführern in Kleingruppen und mit viele praktischen Übungen direkt in den Alpen auch das alpine Wissen geübt und vertieft. Abgeschlossen werden kann diese Weiterbildung mit dem Diplom „International Diploma in Mountain Medicine (DIMM)“.
In diesem Artikel erkläre ich Ihnen, was Sie bei der Buchung eines Alpinkurses beachten sollten. Zudem berichte ich von meinen persönlichen Erfahrungen, die ich bei dieser Fortbildung gemacht habe.
International Diploma in Mountain Medicine (DIMM)
Seit 1997 gibt es die Möglichkeit, das Diplom in Alpin- und Höhenmedizin zu erlangen. Dafür wurde eine Ausbildungsordnung definiert, die sog. DIMM-Regulations. Diese Alpinärzteausbildung ist weltweit anerkannt.
Unser Tipp
Man sollte das Diploma in Mountain Medicine nicht mit der Ausbildung in der Bergrettung verwechseln. Hier geht es mehr um die medizinischen Grundlagen, um seine Patienten bergmedizinisch beraten zu können.
Darin wurden folgende Bedingungen festgelegt, um das Diplom „International Diploma in Mountain Medicine“ zu erhalten. Neben der Voraussetzung, dass man eine abgeschlossene Approbation als Arzt haben muss, zählen zudem:
1. Erfolgreiche Teilnahme an den Fortbildungen
Je nach Anbieter bestehen sie aus einem (Frühjahrs-), Sommer- und Winterlehrgang. Ggf. müssen zusätzliche Kurse belegt werden, um die nötigen Credits zu sammeln. Insgesamt müssen hier mind. 120 Stunden an Theorie und Praxis absolviert werden.
Jeder einzelne der Kurse geht knapp eine Woche lang und hat unterschiedliche Fortbildungsschwerpunkte. Die Kurse bestehen aus einem Mix von theoretischen und praktischen Einheiten. Für die Theorie werden die jeweiligen Fachreferenten eingeladen. Die Unterkunft muss selbst gebucht werden. Die Plätze werden vom Kursanbieter vorreserviert, sodass alle Teilnehmer am selben Standort wohnen können. Bei der Buchung muss dann nur angegeben werden, dass man Kursteilnehmer ist.
Kosten für den Kurs
Die Kosten pro Kurs betragen je nach Anbieter rund 1.100€ – 2.000€ (Stand 2022). Darin enthalten sind u.a. die Ausgaben für Organisation, Fachvorträge und Bergführer. Dazugerechnet werden müssen Extrakosten für Ausrüstung, Anreise, Unterkunft und Verpflegung. Auf den Hütten ist Halbpension Standard.
2. Erfolgreiches Bestehen der Abschlussprüfung
Die Abschlussprüfung findet in Form eines Multiple-Choice-Tests statt. Für die Prüfungsvorbereitung wird das folgende Buch empfohlen:
Kurse bei den Gesellschaften für Alpin- und Höhenmedizin
Grundsätzlich werden die alpinmedizinischen Kurse in Österreich und in der Schweiz angeboten. Die fachlichen Themen überschneiden sich Großteils. Der Unterschied liegt in der Organisation und Ausführung der Kurse und Prüfung. Prüfen Sie auf jeden Fall zusätzlich, ob Ihnen die CME Punkte für die Kurse anerkannt werden.
Österreich | Schweiz | |
Gesellschaft | Österreichische Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin | Schweizer Gesellschaft für Gebirgsmedizin |
Kursvoraussetzung für DIMM | Frühjahrs-, Sommer- und Winterlehrgang | Sommer- und Winterlehrgang + zusätzlich 40 Credits |
Prüfung | Extra Termin für Abschlussprüfung | Direkt nach jedem Kurs |
Kursanbieter | Deutsch-österreichische Lehrgänge für Alpinmedizin | Höhenmedizinische Intensivkurse Schweizer Gesellschaft für Gebirgsmedizin |
Alpinmedizin Österreich
In Österreich wird das DIMM von der Österreichische Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin organsiert. Die Ausbildung besteht hierbei aus den Lehrgängen für Frühjahr, Sommer und Winter. Alle drei müssen absolviert werden.
Frühlingslehrgang
Schwerpunkt des Frühlingslehrgangs ist das Klettern am Felsen. Im theoretischen Teil werden die Grundlagen zur internistischen Medizin vermittelt.
Dazu kommen Themen wie Reise- und Tropenmedizin. Der praktische Teil behandelt die medizinische Erstversorgung und Bergrettungstechniken.
Sommerlehrgang
Schwerpunkt des Sommerlehrgangs sind Hochtouren bzw. Bergsteigen in Felsen und auf Eis. Im theoretischen Teil werden im Wesentlichen Themen rund um die Berg- und Flugmedizin gelehrt. Passend dazu werden Spaltenstürze, ärztliche Erstversorgung und Bergrettungstechniken praxisbezogen geübt.
Winterlehrgang
Schwerpunkt des Winterlehrgangs sind Skitouren. Im theoretischen Teil liegt der Fokus auf Kälte-, Höhen- und Lawinenmedizin. Hier gibt es u.a. Vorträge zu Höhenbergsteigen und Strahlenschäden. Im Praxisteil erlernt man nicht nur, wie die Erstellung eines Notbiwaks funktioniert. Sondern auch, wie die Bergung und Wiederbelebung nach Lawinenabgängen vonstatten geht.
Abschlussprüfung
Die Abschlussprüfung darf erst angetreten werden, wenn alle drei vorgeschriebenen Kurse geschafft sind. Sie findet an einem eigenen Termin statt, welcher extra gebucht werden muss. Für die Prüfung fallen Kosten von 70€ (Stand 2022) an.
Unser Tipp
Kümmern Sie sich frühzeitig um die Anmeldung zu der Diplomprüfung. Es gibt nur unregelmäßig Termine dafür. Zudem müssen ggf. Anreise und Unterkunft dafür gebucht werden. Prüfungstermine finden Sie bspw. bei der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin e.V
Alpinmedizin Schweiz
In der Schweiz gibt es die Schweizer Gesellschaft für Gebirgsmedizin.
Hier sind die Voraussetzungen für das DIMM ein wenig anders. Es nur einen Sommer- und Winterkurs. Um das Diplom zu erhalten, müssen zusätzlich noch weitere Credits im Bereich der Alpintechnik (z.B. in Form eines Refresher-Kurses) gesammelt werden. Details dazu können im Logbuch eingesehen werden.
Sommerlehrgang
Schwerpunkt des Sommerlehrgangs ist das Sportklettern. Zudem werden die medizinischen Aspekte zu Höhe, Expedition und Traumatologie gelehrt. Praktische Übungen wie Spaltenbergung und Orientierung im Gelände werden durchgeführt.
Winterlehrgang
Schwerpunkt des Winterlehrgangs sind Skitouren. Im theoretischen Teil liegt der Fokus auf Lawinenkunde, Erfrierungen und Höhenakklimatisation. Im Praxisteil werden u.a. Lawinenrettungen, Nottransporte und Notbiwaks trainiert.
Abschlussprüfung
Die Abschlussprüfung findet nicht an einem eigenen Termin statt, sondern direkt am letzten Tag des jeweiligen Kurses.
Meine persönlichen Erfahrungen zur Alpinarzt Ausbildung
Vom Alpinmedizin Kurs und dem Diploma in Mountain Medicine hatte ich von einer ärztlichen Kollegin erfahren, die mir begeistert davon erzählt hat. Ich bin selbst eine passionierte Bergsportlerin. Daher dachte ich mir, es ist die perfekte Fortbildung, um meine Hobbies Klettern und Skitouren gehen mit meinem Beruf als Ärztin zu verbinden.
Meine Bergmedizin Kurse habe ich bei der Alpinärzteschmiede gebucht. Grund dafür war zum einen, dass diese etwas günstiger sind als in der Schweiz. Zum anderen ist die Anfahrt von München aus kürzer und daher praktischer.
Bisher habe ich den Frühlings- und den Winterlehrgang absolviert. Den Sommerlehrgang und die Abschlussprüfung für das Diploma in Mountain Medicine plane ich für nächstes Jahr. Dann kommt selbstverständlich ein Update dieses Artikels.
Die grundsätzliche Planung war für beide Fortbildungen ungefähr gleich:
- Zu Beginn des Kurses wird man in Kleingruppen von fünf bis acht Personen eingeteilt. Die Einteilung basierte auf den jeweiligen Fähigkeiten. Denn nicht alle Teilnehmer sind gleich erfahren bzw. auf demselben Fitnessniveau. Die Teilnehmer sind bunt gemischt. Von Assistenzärzten bis zu Fach- und Oberärzten ist alles dabei. Es sind ärztliche Kollegen von allen Fachrichtungen vertreten. Unfallchirurgen, Gynäkologen, Pädiatern usw.
- Jeder einzelnen Gruppe wird ein Bergführer zugewiesen, der für den Rest der Woche für sie verantwortlich und der Hauptansprechpartner ist
- Morgens steht man recht früh auf, frühstückt zusammen und startet gegen 7.30 Uhr zum Tagesprogramm los. So wie auf Hütten üblich, darf man sich beim Frühstück etwas Proviant für den Tag einpacken
- Abendessen gibt es um 18 Uhr auf der Hütte. Oftmals gibt es anschließend Fachvorträge oder die Tourenplanung für den nächsten Tag wird erstellt
- Geschlafen wird in Schlaflagern
Unser Tipp
Achten Sie bei der Buchung des Alpinmedizin Kurses darauf, dass die Kleingruppen max. 8 Personen groß sind. Noch besser sind noch kleinere Gruppen. Dadurch ist man als Gruppe flexibler und kann mehr praktische Übungen durchführen.
So lief der Frühlingslehrgang ab
Der Frühlingslehrgang fand auf der Muttekopfhütte in Imst statt. Corona-bedingt waren nur rund 35 Teilnehmer dabei, was das Ganze aber auch etwas entspannter machte.
Hierbei gab es Tage, an denen wir von morgens bis abends in den Bergen unterwegs waren und Klettertouren gemacht haben. Dazu kamen praktische Übungen wie z.B. der Aufbau eines Flaschenzugs, um seinen Kletterpartner in der Not retten zu können.
An anderen Tagen wiederum gab es keine praktischen Übungen, sondern ganztätig Vorträge.
Wir hatten etwas Pech mit dem Wetter. Wegen Regen mussten wir an einem Tag ins Dorf hinunterfahren und die Übungen in einer Kletterhalle machen.
Am nächsten Tag war das Wetter wieder gut, aber der war schon mit Fachvorträgen verplant. Da die Referenten eigens anreisen, konnten die Tage leider nicht so flexibel gestaltet werden. Ich möchte allerdings betonen, dass es dem Veranstalter in dem Jahr aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht möglich war, das Programm flexibler zu gestalten.
So lief der Winterlehrgang ab
Der Winterlehrgang fand auf der Franz-Senn-Hütte in Neustift im Stubaital statt. Hier waren wir insgesamt rund 50 Teilnehmer.
Nachdem es im Winter meist recht schnell dunkel wird, sind wir jeden Tag morgens für die praktischen Übungen ins Freie. Wir haben verschiedene Skitouren gemacht und Themen wie Beurteilung des Geländes im Winter behandelt.
Nachmittags sind wir zurückgekehrt und konnten uns in der Hütte etwas aufwärmen. Danach gab es bis in die Abendstunden Fachvorträge zu den verschiedensten Themen. Diese überschnitten sich teilweise, haben so aber unterschiedliche Sichtweisen aufgezeigt. Bspw. hielt ein Lawinenspezialist einen Vortrag über Lawinenkunde. Darauffolgend gab es von einem Anästhesisten eine Schulung zum Thema Hypoxie. Durch diese bewusste Redundanz in den Vorträgen hat sich das Wissen gut gefestigt.
Ausrüstung für die Berg-und Alpinmedizin Kurs
Für jeden einzelnen Lehrgang benötigst du spezielle Ausrüstung und Materialien. Wenn Sie viel in den Bergen unterwegs sind, haben Sie womöglich bereits viel davon zuhause. Alternativ können gewisse Materialien vom Alpenverein ausgeliehen werden.
Die Liste an benötigter Ausrüstung wird Ihnen vom Fortbildungsanbieter bereitgestellt. Je nach Lehrgang brauchst du Basics wie z.B. einen Klettergurt oder eine Skitourenausrüstung. Dinge wie ein Biwaksack oder eine Stirnlampe müssen Sie immer dabeihaben. Denn diese sind in den Bergen essenziell.
Unser Tipp
Informieren Sie sich vor Kursbeginn, ob eine Materialseilbahn bis zur Hütte fährt. Denn dann musst das Gepäck nicht selbst hochtragen werden und man kann ggf. das eine oder andere noch zusätzlich einpacken.
Für den Frühlingslehrgang hatte ich bspw. die Ausrüstung mit dabei, die im folgenden Foto ersichtlich sind. Dazu kam noch Kleidung für eine Woche.
Fazit zum Alpin- und Höhenmedizin Kurs
Wer gerne in den Bergen unterwegs ist, dem kann ich die Alpin- und Höhenmedizin Kurse sehr empfehlen.
Eine gewisse Grundkondition und Trittfestigkeit werden jedoch vorausgesetzt. Informieren Sie sich beim Veranstalter über die Voraussetzungen für den jeweiligen Kurs. Natürlich kann man auch als Anfänger teilnehmen. Aber mit ein wenig alpiner Erfahrung nimmt man in den Kursen mehr mit.
Was ich gut fand
Was ich nicht so gut fand
Nichtsdestotrotz waren die zwei Fortbildungen für mich bisher sehr lohnend. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Ich kann das erlernte Wissen nun praktisch anwenden und kenne mich medizinisch jetzt besser in den Bergen aus.
Mit ihrer praktischen Erfahrung als Fachärztin für Neurologie hilft Lea anderen Ärzten dabei, aufzuzeigen, was die besten Fortbildungsmöglichkeiten in der Medizin sind. Sie besucht regelmäßig CME Seminare und Kurse und berichtet über Tipps und Tricks, die den Alltag als Arzt einfacher machen.